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Trendinterview:
Ihr Zuhause erstrahlt in neuem Licht
Lichtdesignerin Ulrike Brandi im Trendinterview:
Einrichten und gestalten mit LED.
Die international erfolgreiche Lichtdesignerin Ulrike Brandi (55) entwickelt Beleuchtungskonzepte für Großprojekte wie die Hamburger Elbphilharmonie und den Flughafen von Shanghai. 1986 eröffnete sie in Hamburg ihr Planungsbüro Ulrike Brandi Licht.
Frau Brandi, welche Lichttrends gibt es derzeit?
Eindeutig bestimmen LED-Leuchten den Trend. Qualität und Energieeffizienz haben sich in den letzten zehn Jahren enorm entwickelt. Mittlerweile gibt es LEDs in warmen Lichtfarben und auch zu moderaten Preisen. Außerdem sind OLEDs allmählich im Kommen. Die Technologie der organischen Leuchtdioden, die als Lichtquellen in Flächen eingesetzt werden, steckt allerdings noch in den Kinderschuhen.
Wie werden wir in 20 Jahren unsere Häuser und Wohnungen beleuchten?
Neben LED-Lampen, die ein punktförmiges Licht abgeben, werden OLEDs eine große Rolle spielen. Letztere kann man sich zum Beispiel als Leuchttapeten vorstellen, die gleichzeitig als Lichtgeber und Informationsquelle dienen - wie eine multimediale Zeitung an der Wand. Außerdem wird dem Tageslicht bei der Wohnraumgestaltung in Zukunft eine größere Bedeutung zukommen. Architekten nutzen vermehrt das Sonnenlicht, indem sie Öffnungen in Decken und Fassaden einplanen.
Mit LEDs lässt sich ein ganzer Raum in dimmbares farbiges Licht tauchen. - Foto: LICHT.DE |
Welche Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen uns LED-Lampen heute in den Wohnräumen?
Da LEDs sehr klein sind, kann man sie gut verstecken, um Decken mit Licht zu fluten und indirekt zu beleuchten. Ein Vorteil ist, dass sie stufenlos dimmbar sind. LEDs geben uns die Möglichkeit, unterschiedliche Lichtszenarien zu erzeugen: Je nach Tageszeit oder Tätigkeit können wir Räume hell erleuchten oder in leichtes Dämmerlicht tauchen. An einem grauen Herbsttag brauchen wir im gleichen Raum tagsüber mehr Licht als am Abend, beim Putzen eine hellere Beleuchtung als abends beim Glas Wein. Durch Steuersysteme mit dimmbaren LEDs sind wir da flexibel.
Können die neuen Beleuchtungssysteme überall angebracht werden?
Für die Installation solcher Systeme sind spezielle Leitungen erforderlich. Wer ein neues Haus baut, lässt diese Leitungen in der Regel gleich legen. In Altbauten müssen dafür neue Kabel verlegt werden.
Welche Rolle spielt die Energieeffizienz?
Sie wird immer mehr zum Motor für technische Entwicklungen und für unser Verhalten. LEDs sind in jeglicher Hinsicht effizient: Sie haben eine hohe Lebensdauer, enthalten kein Quecksilber und verbrauchen kaum Energie. Auf der einen Seite wollen wir Energie sparen, auf der anderen Seite halten wir auch an ineffizienten, aber schönen Beleuchtungen, beispielsweise mit Kerzenlicht fest. Wir gehen allerdings sehr bewusst damit um und nutzen solche Lichtquellen vor allem zu besonderen Gelegenheiten. Uns ist es wichtig, Energiesparen und hohen Lichtkomfort miteinander zu verbinden. LEDs sind so erfolgreich, weil sie beides bieten.
Sind die neuen Beleuchtungssysteme sicher?
LEDs sind weniger gefährlich als herkömmliche Lichtquellen, da sie mit Niedervoltstrom betrieben werden. Das gilt auch für Halogenglühlampen. Für LED-Leuchten spricht übrigens noch ein weiterer Sicherheitsaspekt: Sie eignen sich hervorragend als Außenlampen und zur Kombination mit Bewegungsmeldern. LEDs sind gut für die Beleuchtung von Zufahrtswegen geeignet, weil sie wenig Strom verbrauchen. Außerdem sind sie robust und langlebig.
Origineller Hingucker: Wandbeleuchtung im Kinderzimmer. - Foto: OSRAM |
Ist diese Lichttechnik für eine barrierefreie Gestaltung des Hauses geeignet?
LEDs leuchten nicht nur Wege und Zufahrten aus. Da sie dimmbar sind, kommen sie auch in Innenräumen unterschiedlichen Altersgruppen zugute. Bekanntermaßen lässt die Leistungsfähigkeit der Augen im Alter nach und sie benötigen mehr Licht. LED-Systeme bieten den Vorteil, dass sich Räume und Objekte hell beleuchten lassen. Allerdings birgt dieser Nutzen bei falscher Handhabung auch eine Gefahr: Ältere Menschen sind schneller geblendet und müssen besonders darauf achten, nicht direkt in die Lampen zu schauen.
Kommen technische Laien mit den komplizierten Steuersystemen gut zurecht?
Bei der Lichtplanung für Wohnräume liegt die Kunst immer darin, das richtige Maß zwischen technischer Spielerei und einfacher Handhabung zu finden. In der Regel sind Jugendliche leichter für neue Technik zu begeistern als ältere Menschen. Insofern ist es unsere Aufgabe als Lichtplaner, einen guten Kompromiss für alle Altersgruppen auszuloten.
Text: Claudia Piuntek
Artikel von November 2012
Der Originalartikel bei Celseo (Pdf)
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