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Wellness in Asien
Auszeit in Asien: Mönch auf Zeit
© Rainer Mersmann |
GEO.de: Bevor Sie das erste Mal in ein Kloster gefahren sind, haben Sie sich sicher mit dieser Lebensweise vertraut gemacht. Wie sind Sie das erste Mal mit Meditation in Berührung gekommen?
Richard Mazki: Ausgelöst wurde mein Interesse an Meditationstechniken und Buddhismus durch ein autogenes Training, bei dem ich als Führungskraft in einer Sparkasse mitmachte. Sobald ich meine Augen schloss, spürte ich, dass etwas mit mir passierte. Am Ende lösten die Entspannungsübungen ein Gefühl von innerer Sicherheit und Ruhe aus. Ich machte anschließend eine Ausbildung zum autogenen Trainer und lernte in einem deutschen Meditationszentrum die so genannte Vipassana-Meditation nach S.N Goenka kennen (Anmerkung d. Red.: Bei der nach dem indischen Vipassana-Lehrer Satya Narayan Goenka benannten Methode werden Empfindungen systematisch beobachtet).
Woraus besteht diese Form der Meditation und welche Erfahrungen machten Sie dabei?
Ich war zunächst in einem Schweigekloster im Allgäu und fühlte mich während des stundenlangen Sitzens, als würde ein Vulkan in meinem Inneren ausbrechen. Ich wollte wissen, was für enorme Kräfte da in mir schlummerten und meldete mich zu einem zehntägigen Vipassana-Kurs an. Bei dieser Meditationstechnik, die aus dem Buddhismus stammt, wird die Achtsamkeit oder klare Sicht auf die Dinge geschult. Kontinuierliche Selbstbeobachtung beruhigt den Geist.
Auf welchem Wege gelangten Sie später nach Asien?
Meditation erzeugt ein Gefühl von Freiheit, das wurde mir immer klarer. Im Frühjahr 2005 nahm ich mir dann ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub und brach nach Asien auf. Im Südwesten Sri Lankas entdeckte ich einen völlig abgeschiedenen Ort, an dem ich meine Meditationspraxis vertiefen konnte. Polgasduwa Island ist eine Klosterinsel, auf der nur buddhistische Mönche leben.
Wie sah Ihr Alltag im buddhistischen Kloster aus?
Als Klosterschüler nahm ich am normalen Tagesablauf der Mönche teil. Der Tag beginnt sehr früh, zwischen 5 und 5.30 Uhr stehen alle auf und meditieren. Frühstückszeit ist um 6 Uhr. Bereits um 11.30 Uhr gibt es Mittag, nach 12 Uhr wird nichts mehr gegessen. Da buddhistische Mönche keine materiellen Güter besitzen dürfen, spenden Dorfbewohner die Lebensmittel. Denen bereitet es große Freude, den Mönchen etwas geben zu dürfen. Eine interessante Erfahrung, denn für einen Europäer wäre es ja eher eine Schande, um essen zu betteln. Die meiste Zeit verbringen die Mönche mit Meditation und dem Studium buddhistischer Texte. Abends versammeln sie sich noch zu einer Gruppenmeditation mit Sprechgesängen. Danach geht jeder in sein Kuti, so heißen die Mönchsklausen.
Hat es Ihnen Probleme bereitet, sich an das Leben als Mönch zu gewöhnen? Etwa an den Hunger?
Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, der Mensch braucht feste Regeln. Auf dem Weg zu größerer innerer Freiheit geben sie nur den äußeren Rahmen vor. Das hat meines Wissens Buddha schon gesagt. Ich habe gesehen, dass die Mönche diese Regeln befolgen und ihren Mitmenschen mit sehr viel Wertschätzung begegnen. Das hat mich von Anfang an beeindruckt und hatte Vorbildcharakter. Natürlich hatte ich abends manchmal Hunger. Aber ich wollte mich ja von Konditionierungen, zu denen auch das Essen gehört, lösen und habe das Magenknurren dann einfach aus meiner meditativen Distanz beobachtet.
Überzeugter Teilzeit-Mönch: Richard Mazki |
Wie haben Sie die sechs Monate arbeitsfreie Zeit verbracht?
Ich verbrachte sechs Wochen auf der Klosterinsel. Ursprünglich wollte ich länger bleiben, aber ich musste anderen Gästen Platz machen, denn das Kloster will möglichst vielen Menschen den Aufenthalt als Mönch auf Zeit ermöglichen. Daher reiste ich weiter nach Thailand. Dort belegte ich einen Tai Chi-Kurs und befasste mich weiter mit Meditation. Im Laufe der vergangenen Jahre bin ich dann noch ein paar Mal nach Sri Lanka zurückgekehrt. Zuletzt war ich im Februar 2009 auf der Mönchsinsel.
Was haben Abgeschiedenheit und Einkehr bewirkt, hat sich Ihr Leben nachhaltig verändert?
In jeder Hinsicht. Die früher manchmal angespannte Beziehung zu meinen Eltern hat sich verbessert. Und ich habe gelernt, nicht mehr so schnell Groll gegen Menschen zu hegen, die mich unfreundlich behandeln. Wer respektvoll zu seinen Mitmenschen ist, bekommt Achtung und Wertschätzung zurück. Durch die regelmäßige Meditation bin ich aber vor allem zu der Erkenntnis gelangt, dass man wahre Befriedigung nicht durch äußere Faktoren wie beispielsweise Geld und Kinder erlangt. Nur das eigene Denken führt zu innerem Frieden. Das stille Klosterleben bildet einen Gegenpol zum geschäftigen Treiben, an das wir im Westen so gewöhnt sind. Man konzentriert sich auf das Sein im Hier und Jetzt.
Sie haben mehrmals für längere Zeit dem Westen den Rücken gekehrt. Ist die Rückkehr in den Alltag schwierig?
So würde ich das nicht formulieren, denn durch die tiefen Meditationserfahrungen bin ich ausgeglichener geworden. Andererseits habe ich irgendwann erkannt, dass sich meine Arbeit nicht mit meinen Werten vereinbaren ließ. Daher habe ich im vergangenen Jahr gekündigt und studiere nun Psychologie. Neben dem Studium arbeite ich als selbstständiger Trainer und Coach, ich war zuvor als Personaltrainer tätig. Ich sehe diesen Wandel positiv, denn die Meditation hat mir Auswege aus Abhängigkeit und Fremdbestimmung gezeigt. Mein Mut und meine innere Stärke sind gewachsen, während meine materiellen Ansprüche geschrumpft sind.
Planen Sie einen weiteren Aufenthalt auf der Klosterinsel?
Natürlich möchte ich irgendwann gern wieder zu den Mönchen. Die Abgeschiedenheit und Stille sind der ideale Ort, sich auf sich selbst zu besinnen. Momentan ist das aber nicht möglich, weil ich zum zweiten Mal Vater geworden bin. Aber schließlich habe ich in den vergangenen Jahren gelernt, mich in Geduld zu üben.
Polgasduwa Island
Das auf einer Laguneninsel errichtete Kloster ist hervorragend geeignet, sich als Mönch auf Zeit eine Auszeit vom Alltag zu nehmen. Vor 100 Jahren gründete ein deutscher Mönch auf Polgasduwa die Insel-Einsiedelei - wegen der umfangreichen deutsch- und englischsprachigen Bibliothek ist sie der ideale Ort für Westeuropäer, die sich für Buddhismus und Meditation interessieren. Die Aufenthaltsdauer ist auf sechs Wochen begrenzt und nur für Männer möglich. Wer auf Tuchfühlung mit dem Buddhismus gehen will, muss sich schriftlich anmelden, eine Einladung der Klosterleitung abwarten und wird dann mit dem Boot auf die Insel gebracht. Das Kloster erhebt keine Gebühren, Gäste geben eine Spende auf freiwilliger Basis.
Eine Übersicht mit weiteren Retreats in Asien finden Sie unter: www.retreat-infos.de.
Claudia Piuntek
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