Reise & Touristik
BAHAMAS TAUCHEN UND SCHNORCHELN IN SEINER SCHöNSTEN FORM
Eine filmreife Kulisse
Schwerelos schweben zwischen harmlosen Haien und Korallengärten. Die knallige Alternative setzt ein versunkenes Disneyland.
Die See zwischen Atlantik und Karibik schimmert aquamarin. Tiefblau liegt der Ozean vor dem Horizont, über einem Korallenriff wechselt der Ton in Smaragdgrün. In Strandnähe wirft der feine Muschelsand türkisfarbene Reflexe auf das glasklare Wasser. Ein blonder Beau entsteigt den Fluten; das Blau seiner Badeshorts macht den Meeresfarben Konkurrenz: Im neuen James-Bond-Film ist die Badenixe ein Mann, und die Szene mit Hauptdarsteller Daniel Craig eine Hommage an Ursula Andress, die 1962 als Muscheltaucherin im cremefarbenen Bikini mit Gürtel und Tauchermesser ganze Werbefeldzüge für kesse Bademoden zündete.
Den feuchten Part der Dreharbeiten zu "Casino Royale", der am 23. November in die deutschen Kinos kommt, hat die Filmcrew vom Studio an den Bahamas-Strand verlegt. Hier, zwischen Florida und Kuba, hat die Natur eine ihrer schönsten Kulissen für Unterwasser-Filmer aufgebaut. Mit ihrer Artenvielfalt, Höhlensystemen und Korallengärten gelten die Bahamas als eines der besten Tauchreviere der Welt.
Auf dem Steg der Tauchbasis "Stuart Cove's" stapeln sich die Neoprenanzüge und Bleigurte. Tauchlehrer beladen Kisten mit Ausrüstung. Die Motorjacht legt ab und nimmt Kurs auf die legendäre Shark Wall. An Bord sind zwei Touristengruppen, der Haifütterer Dexter sowie Sally mit ihrer Filmcrew. Als das Tauchboot ankert, ragen schon die ersten Haiflossen aus dem Wasser. Die Räuber von der Shark Wall führen nämlich ein bequemes Leben. Statt selbst zu jagen, lassen sie sich durchfüttern.
Dexter zieht sich ein Kettenhemd über den Neoprenanzug und gibt letzte Instruktionen. Bei ihrem Abstieg werden die Taucher von Haien umrundet. In 20 Meter Tiefe nehmen sie auf dem Meeresboden knieend im Halbkreis Platz. Das Hai-Spektakel kann beginnen.
Die Kameraleute drehen ihre ersten umwerfenden Aufnahmen, die Urlauber bekommen später eine Hai-DVD fürs Heimkino. Effektvoll angelt Dexter Fisch für Fisch aus der Futterkiste und provoziert spektakuläre Kampfszenen unter den Haien. Sally und die anderen fangen die Bilder von sich windenden Haileibern und aufgerissenen Mäulern ein. Am Meeresgrund hockende Freizeittaucher bilden die Kulisse.
Stuart Cove's ist die berühmteste Tauchbasis der Bahamas. Bekannt wegen der Shark Wall und weltberühmt, weil Daniel Craigs Vor-Vor-Vorgänger Sean Connery hier nicht nur den Umgang mit einer Tarierweste lernte, sondern auch erfuhr, dass karibische Riffhaie zwar furchterregend aussehen, aber für den Menschen ungefährlich sind. Der Inhaber und Namensgeber Stuart Cove, der schon Flosse an Flosse mit "Flipper" schwamm, hat auch dem vorletzten Bond Pierce Brosnan den Taucheranzug angepasst, als der für die Dreharbeiten zu "Die Welt ist nicht genug" ins Meer steigen musste.
Haifütterung für Touristenkameras: Es soll ungefährlich sein, aber vorsichtige Taucher ziehen ein Kettenhemd über ihren Anzug. © Bahamas Tourist Office |
Im Unterwasser-Hollywood vor den Toren der Hauptstadt Nassau ist das Wasser türkis bis durchsichtig und die Wahrscheinlichkeit, einen echten Bond-Darsteller in Neopren anzutreffen, größer als die Gefahr, von einem Hai attackiert zu werden. Die Traumfabrik der Meere verkauft Entertainment: Taucher schweben in den lauwarmen Fluten zu eigens ihretwegen versenkten Schiffs- oder Flugzeugswracks hinab, Schnorchler gehen auf Tuchfühlung mit Delfinen, Aquanauten düsen mit einem Tauchhelm trockenen Kopfes am Riff entlang. Wer sich für die Meerestour im Unterwasser-Scooter entscheidet, der braucht keine Tauchlizenz und spart sich den Flossenschlag.
Maritime Puristen mit Sportsgeist zieht es dagegen auf die Taucherinsel Andros oder in die einstigen Piratennester von Cat Island. Inselhüpfen in der Propellermaschine der inländischen Pineapple Air ist Medizin gegen Flugangst. Zur Beruhigung bekommen die Passagiere die hingetupfte Inselwelt inmitten des blau-grünen Atlantiks zu sehen. Spanische Seefahrer nannten die Gewässer um die Koralleninseln Baja Mar, flaches Meer. Daraus entstand das Wort Bahamas. Vor Andros steuert das Boot mit ein paar Sporttauchern an Bord tiefere Tauchgründe an. Das Ocean Blue Hole ist eine nach oben offene Kalksteinhöhle, aus der Süßwasser an die Meeresoberfläche sprudelt. Aus einigen Felsritzen ragen Garnelenscheren. Im Zeitlupentempo sinken die Taucher in einen dunklen Schlund bis zum Riesenkrater, dem lichtdurchfluteten Blue Hole. An der Stelle, wo das warme Meerwasser auf das kühle Süßwasser aus der Tiefe trifft, hat sich eine gestochen scharfe blau-grüne Wasserkante gebildet - ein irres Farbenspiel. Die Taucher hören nur ihren eigenen tiefen Atem, sonst ist es vollkommen still. Ein Adlerrochen gleitet lautlos an der Gruppe vorbei. Die Schwerelosigkeit in dieser entrückten Welt setzt Glückshormone frei. Ein Blick aufs Finimeter holt die Schwebenden in die Wirklichkeit zurück. In 30 Meter Tiefe ist der Luftverbrauch höher als beim Flachtauchen. Also: Rückkehr aus dem Reich der Stille.
Auf Cat Island herrscht auch an Land Ruhe. Auf die ehemalige Seeräuberinsel kommen eigentlich nur Unterwassersportler, die sich abseits dröhnender Motorboote und Scooter ganz der Erkundung des Ozeans hingeben wollen. Die Riffe sind unberührt. Entlang steil abfallender Meereshänge stieben Makrelen-Schwärme auseinander: Frühmorgens und kurz vor Sonnenuntergang jagen die Räuber sie direkt unterhalb der Wasserkante. Der Beutezug ist ein Blickfang für Schnorchler und Taucher.
Ihrem Namen alle Ehre machen die Becken namens Fish Bowls, in dem Tauchrevier tummeln sich Meerbarben, Spatenfische und Schnapper. Aus dem Sand auf dem Meeresgrund lugen Röhrenaale hervor und verschwinden, sobald sich ein Taucher nähert. Neben ihnen liegt eine große Meeresschnecke ("Conch") mit rosa funkelnden Zacken. Conch-Fleisch ist eine Spezialität in der bahamaischen Küche, die Schalen werden als Souvenirs verkauft. Hirschhornkorallen, Schwämme und sich wiegende Gorgonienfächer formen ein wahres Unterwasserlabyrinth. In den unzähligen Ritzen und Spalten verstecken sich Jungfische, geräuschvoll zermalmt ein Papageifisch eine Koralle. Barrakudas und Flötenfische gleiten durch den maritimen Märchengarten, und eine Meeresschildkröte schwabbelt zur Oberfläche, um Luft zu schnappen. In der Region werden immer wieder seltene Ammenhaie gesichtet, so auch von der Crew von "Fluch der Karibik 2", gedreht auf den Exuma Cays gleich gegenüber von Cat Island.
Allerfeinster Muschelsand und Lichtreflexe in Türkis: Karibische Farbenspiele verzaubern die Bahamas-Strände, hier auf Treasure Cay. © Bahamas Tourist Office |
In den Fischbecken der Bahamas scheint selbst Atlantis noch lebendig zu sein: Bei Paradise Island, ganz in der Nähe von Nassau, ist die versunkene Stadt wieder aufgetaucht: Mit Säulen-Imitaten, künstlichen Schatzkammern und den Nachbildungen ägyptischer Stierköpfe betreibt das Hotel "Atlantis" Mythenpflege.
Natürlich gehört zu dieser 2300 Zimmer fassenden Ferienanlage, die am Reißbrett entstand, ein gigantisches Aquarium voller Haie, Muränen und Amphoren. Sogar ein gewaltiger Mantarochen zieht in dem stimmungsvoll ausgeleuchteten Bassin seine Kreise. Während Mama und Papa sich in der Hotellagune aalen und sich vom Anblick täuschend echt wirkender Wasserfälle berauschen lassen, holen die Kinder sich ihren Kick im Haifischtunnel. Nur eine Aquariumwand trennt die auf einer Luftmatratze Treibenden von den gefürchteten Bestien.
Im Disneyland der Bahamas sind die Gäste in diversen Hoteltürmen untergebracht; in den 64 Restaurants kommen auch Conch Fritters, Pizza und Guaven-Pudding mit Rumsauce auf den Tisch. Natürlich sind die Barkeeper zwischen Klippenlandschaft und Kasino auf die Rum-Cocktails "Bahama Mama" und "Bahama Papa" spezialisiert, sie sind aber ebenso fähig, tadellose geschüttelte oder gerührte Martinis zu bereiten.
Man erzählt sich beim Drink, dass der neue Mister Bond schwer beeindruckt von dieser nassen Urlaubswelt der Superlative gewesen sei. Natürlich spielt das "Atlantis" in "Casino Royale" eine Rolle: In der hoteleigenen Spielbank darf Daniel Craig zeigen, dass er im Smoking eine ebenso gute Figur macht wie in seiner edlen Badehose.
üBER LONDON NACH NASSAU AB 950 EURO
Anreise: British Airways fliegt fünfmal wöchentlich von London nach Nassau. Tickets inklusive aller Gebühren ab 950 Euro. Vom 1. November an gilt ein Abkommen zwischen Condor und Bahamasair; dadurch können deutsche Urlauber über Orlando/Florida nach Nassau fliegen (ab 1000 Euro).
Tauchen in New Providence und Paradise Island: Bei Stuart Cove's (001/242/362-4171, www.stuartcove.com) kostet das Tauchpaket zur Shark Wall mit Haifütterung ca. 107 Euro.
Andros und Cat Island: Tauchspezialist auf Andros ist die Small Hope Bay Lodge (001/242/368-2014, www.smallhope.com); das Tagespaket mit Unterkunft, Essen, Drinks und drei Tauchgängen kostet 210 Euro.
Tauchgänge auf Cat Island beim Greenwood Dive Center (001/242/342 3053, www.hotelgreenwoodinn.com).
Informationen: Bahamas Tourist Office, c/o Herzog HC GmbH, Friesstrasse 3 in 60388 Frankfurt/M., 069/42 08 90 49, www.bahamas.de
Originalartikel als PDF-Datei (76 kb)
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