Qualitätsstandards: Auf zu den Sternen

In Deutschland sind persönliche Begrüßung und blitzschneller Bügelservice ein untrüglicher Hinweis auf ein Fünf-Sterne-Zimmer. Aber wie sieht es in der Welt aus? Ein Blick in die Hotelsterne.

» Deutsche Hotels: Klare Sternkarte
» Europäische Hotels: Paralleluniversen
» Qualität weltweit: Chaos im Sternsystem

Claudia Piuntek Ein Artikel aus der MARCO POLO Online-Redaktion
Geschrieben von: Claudia Piuntek
erstellt / zuletzt geändert am: 17.03.2008

Deutsche Hotels: Klare Sternkarte

Andere Länder, andere Hotelsterne. In Deutschland gibt es seit 1996 klare Regeln für die Klassifizierung von Zimmern der Touristenklasse bis hin zur First Class.

Bisher haben sich 8000 Hotels beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) ihre ein bis fünf Sterne abgeholt. Die Teilnahme am Klassifizierungssystem ist in Deutschland nämlich freiwillig. Jedes Zertifikat ist drei Jahre lang gültig, danach werden die Kriterien neu überprüft. In der Touristenklasse oder in Ein-Sterne-Hotels müssen Doppelzimmer mindestens 12 m2 Quadratmeter groß sein, täglich gereinigt werden und mit einem Farbfernseher ausgestattet sein. Außerdem sind Dusche oder Bad im Zimmer ein Muss. Wer sich in deutschen Landen für ein zertifiziertes Zwei-Sterne-Hotel entscheidet, kann sich darauf verlassen, dass es im Zimmer außerdem eine Sitzgelegenheit gibt und Gäste Zugang zum Frühstücksbuffet haben.

Komfort-Unterkünfte: Drei-Sterne-Hotels

Am häufigsten werden die Eingangsportale deutscher Hotels von drei Messingsternen geschmückt. Die Komfort-Unterkünfte für gehobene Ansprüche sind mindestens 14 (Einzelzimmer) oder 18 m2 (Doppelzimmer) groß, haben ein Telefon sowie einen Internetzugang. Drei-Sterne-Hotelzimmer zeichnen sich dadurch aus, dass Gäste im Bad eine Heizung, einen Haartrockner und Kosmetiktücher vorfinden. Zudem gehören ein Getränkeangebot in der Minibar sowie ein Ankleidespiegel und Zugang zu einem Safe zum Standard dieser Kategorie.

Fünf Sterne plus

Außerhalb Deutschlands mag es Luxustempel mit sieben Sternen geben, aber hierzulande ist nach den DEHOGA-Richtlinien bei fünf Sternen Schluss. Eine Ausnahme bildet das Zusatzprädikat Superior, das beispielsweise ein Drei-Sterne-Haus erwerben kann, wenn es in seiner Kategorie oben rangiert und schon einige Vier-Sterne-Kriterien erfüllt. Eine solchermaßen zertifizierte Herberge darf sich dann Drei-Sterne-Superior nennen. Gleiches gilt für Hotels der Luxusklasse, die noch ein wenig luxuriöser sind, wenn sie den Titel Fünf-Sterne-Superior tragen. Ein berühmtes Beispiel für diese Kategorie ist übrigens das Traumschiff "MS Deutschland". Das Flaggschiff der Deilmann Reederei erhielt vom Verband als erstes schwimmendes Nobelhotel das Zertifikat der Superlative. An Land trägt das Hamburger "Hotel Atlantic Kempinski" diesen Titel.

Europäische Hotels: Paralleluniversen

Ein deutsches Drei-Sterne-Hotel garantiert soliden Mittelklassestandard. In Griechenland oder Italien sieht das ganz anders aus – in jedem Land gelten unterschiedliche Kriterien.

Spanien, Portugal, Großbritannien

Mit deutschen Standards ungefähr zu vergleichen sind die Hotelkategorien in Spanien, Portugal und Großbritannien. Wer ein Vier-Sterne-Hotel in diesen Ländern bucht, kann mit gutem Komfort und ausgezeichneter Qualität rechnen. In Spanien gibt es je nach Urlaubsgebiet kleine Unterschiede, weil jede Region ihre Kriterien für Hotelsterne selbst bestimmt. Allerdings garantiert das Gütesiegel "Q" dem Gast, dass sich ein Hotel regelmäßig kontrollieren lässt.

Italien, Griechenland und Türkei

Bezüglich der Sterne wird in diesen Urlaubsländern hochgestapelt. Um eine Enttäuschung am Urlaubsort zu vermeiden, sollten Besucher ein bis zwei Sterne addieren, bevor sie ein Hotel ihrer Wunschkategorie buchen. Genau wie in Spanien gibt es in Italien regionale Unterschiede, weil kein einheitliches Klassifizierungssystem existiert. Für die gesamte Apenninhalbinsel gilt: Fünf-Sterne-Häuser mit dem Zusatz "L" gehören zur Luxuskategorie. Griechenland-Urlauber sollten sich nicht wundern, wenn ihr Wunschhotel mit einem "E" (einfache Kategorie) oder "A" (Luxus) versehen ist, denn das Land stellt bei der Klassifizierung von Buchstaben auf Sterne um.

Frankreich und Baltikum

Eines haben französische Hoteliers und die Kollegen der baltischen Länder gemeinsam: Bei der Dekoration mit Hotelsternen stapeln sie manchmal tief, um dem Fiskus zu entgehen. Einige Hotelbetreiber lassen sich in eine niedrigere Kategorie einstufen, um weniger Steuern zu zahlen. Im Baltikum gilt dies für alle Hotelklassen, in Frankreich nur für Fünf-Sterne-Häuser, weil die einer Luxussteuer unterliegen. Mit ein bisschen Glück können Hotelgäste daher wie Gott in Frankreich logieren, obwohl sie nur für eine Vier-Sterne-Unterkunft bezahlt haben.

Österreich und Schweiz

Eine gehobene Ausstattung mit wohnlichem Charakter ist in österreichischen Drei-Sterne-Zimmern Pflicht. In Hotels mit vier Sternen müssen die Unterkünfte einen eigenen Internetanschluss besitzen, auf Gästewunsch wird die Bettwäsche jeden Tag gewechselt. Ein solides Mittelklassehotel finden auch Feriengäste vor, die in Schweizer Drei-Sterne-Herbergen übernachten: Die Zimmer sind mit Farbfernseher, Radio und Telefon ausgestattet und komfortabel eingerichtet. Genau wie in Deutschland erhalten in Österreich und der Schweiz Häuser, die den Standard ihrer Kategorie übertreffen, das Superior-Gütesiegel.

Dänemark, Schweden und Niederlande

Von den skandinavischen Ländern weisen allein Dänemark und Schweden ihre Hotelkategorien mit Sternen aus. Dänische Drei-Sterne-Zimmer verfügen über ein eigenes Bad, einen Arbeitstisch, einen Fernseher sowie Internetzugang. Schwedische Hotels dieser Kategorie bieten einen vergleichbaren Standard. Komfortabel ausgestattete Mittelklassezimmer sind auch in niederländischen Drei-Sterne-Hotels garantiert. In den Zimmern gehören ein eigenes Telefon, Fernseher, Radio, Arbeitstisch und Dusche/WC zur Mindestanforderung.

Qualität weltweit: Chaos im Sternensystem

Es funkeln nicht nur Sterne am Firmament der Bettenburgen und exklusiven Suiten. USA- und Asien-Urlauber gewinnen, viele Reiseveranstalter verwirren.

USA und Asien

Hotels in den Vereinigten Staaten sind deutschen oder europäischen Häusern in Bezug auf Service und Ausstattung überlegen. Urlauber, die in die USA reisen, können wegen der strengeren Kriterien etwa einen Stern hinzuzählen. Gleiches gilt für viele asiatische Länder: In Thailand, Singapur, Malaysia, auf den Philippinen, in Indonesien, Hongkong, Taiwan und China sind Hotelstandards in aller Regel gehobener als in Deutschland. Ein malaysisches Vier-Sterne-Hotel entspricht der hiesigen Luxusklasse und ist dabei für europäische Verhältnisse noch sehr erschwinglich.

Aller guten Sterne sind sieben

Einheitliche Standards gibt es nicht, aber überall auf der Welt steht die größere Anzahl von Sternen für höhere Qualität – zumindest das ist überall gleich. Während die Betreiber deutscher Luxustempel keine Kosten und Mühen scheuen, um als Fünf-Sterne-Haus anerkannt zu werden, rüstet die internationale Konkurrenz im Kampf um die meisten Sterne auf. Das "Burj al Arab" in Dubai warb bei seiner Eröffnung damit, das erste Sieben-Sterne-Hotel der Welt zu sein. Inzwischen steht auch in Italien ein Luxustempel, den sieben Sterne zieren. Gäste des Mailänder "Town House Galleria" haben einen eigenen Butler zu ihrer Verfügung, der ihnen jederzeit Kaviar und Champagner kredenzt.

Von Sonnen und Muscheln

Jenseits des Sternesystems haben mehrere Reiseveranstalter eigene Bewertungssysteme eingeführt, die zusätzlich Verwirrung stiften. Der eine Anbieter beurteilt seine Urlauberunterkünfte mit Sonnen oder Muscheln. Andere Reiseverkäufer vergeben in ihren Katalogen Goldkronen und Buchstaben. Diese Symbole haben nichts mit den international verbreiteten Hotelsternen zu tun und dienen allenfalls als ungefähre Anhaltspunkte vor der Reisebuchung. Dabei ist es ratsam, nachzulesen, was die verschiedenen Symbole bedeuten und welchem Standard sie nach Angaben des Veranstalters entsprechen.

Wege aus dem Bewertungs-Wirrwarr

Andere Länder, andere Kategorien. Deutsche Hotelsterne weichen von griechischen oder malaysischen Standards ab und Muscheln oder Sonnen sind mit den Sternen überhaupt nicht vergleichbar. Reisende, die in puncto Ferienunterkunft auf Nummer sicher gehen wollen, können sich im Internet über Hotelstandards informieren. In unterschiedlichen Bewertungsportalen erhalten sie Auskunft über Sauberkeit, Ausstattung und Service des Hotels ihrer Wahl und können nach dem Urlaub selbst ihre Erfahrungen mit dem Feriendomizil ins Netz stellen.

Der Originalartikel bei Marco Polo Online

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